"O-Ton" Jochen Maikranz - Teil 2

Im zweiten Teil unseres Interviews mit Jochen werden wir uns mit der Zukunft des VfB beschäftigen und hier auch gezielt nach seinen Ideen für die nächsten Jahre bzw. nach der Einbindung der VfB-Talente aus der Jugendabteilung fragen.

Gerald: „Hallo Jochen, heute sind wir schon beim 2. Teil unserer „O-Ton-Reihe- dem kleinen Interview vor deinem Start beim VfB. Heute wollen wir mal auf die Zukunft des VfB und deinen Plänen dazu schauen. Der VfB lebt schon immer von den Spielern aus dem eigenen Nachwuchs. Seit ein paar Jahren hat sich das Gesicht der 1. Mannschaft jedoch verändert. Neben eigenen VfB-Kickern haben wir nun auch „fremde“ Spieler in unserem Kader. Viele davon mit sehr guter Bindung nach Oberndorf- sei es privat oder auch beruflich- Natürlich interessiert uns wie du diese Mischung an „eigenen“ und „fremden“ Akteuren im VfB siehst ohne die einzelnen Spieler ja alle schon persönlich zu kennen?"

Jochen: „Die einheimischen Spieler sind die Basis und das Fundament eines jeden Vereins. Hier beim VfB Oberndorf ist es in den letzten Jahren scheinbar sehr gut gelungen, fremde Spieler zu integrieren. Viele von diesen Spielern haben darüber hinaus in verschiedenen Bereichen starke Bindungen zum Standort Oberndorf entwickelt. Das macht natürlich vieles einfacher. Dennoch ist es aus meiner Sicht ganz wichtig, Spieler aus dem eigenen Ort, eigenem Umfeld, eigener Jugendspielgemeinschaft an die Seniorenmannschaften heranzuführen und zu integrieren. Diese Spieler gilt es bestmöglich zu fördern und zu unterstützen. Nur so erhält sich ein Verein seine Identität. Das Ganze ist jedoch keine einfache Angelegenheit und wird bestimmt auch sehr unterschiedlich betrachtet. Der Verein und Spieler des Vereins wollen ein gewisses Niveau spielen und erhalten. Dafür ist natürlich eine gewisse Qualität an Fußballfähigkeiten erforderlich. Leider geht die Anzahl von Jugendspielern kontinuierlich seit Jahren zurück und darüber hinaus von vielen auch die Bereitschaft, sich mehrmals wöchentlich für ein sportliches Ziel zu engagieren. Die Einstellung zum Sport, der Wille Ziele zu erreichen schlägt hier oftmals vermeintliches Talent. Viele Kinder und Jugendliche sind mittlerweile überhaupt nicht mehr in einer Freizeitgruppe organisiert, sei es beim Fußball, Turnen, Feuerwehr oder ähnlichem. Dies ist gesellschaftlich eine besorgniserregende Entwicklung. Unter dem Strich wollen wir unbedingt jedem einheimischen Spieler aus dem Dunstkreis des VfB, der den Willen aufbringt, beim VfB in einem der beiden Seniorenmannschaften zu spielen, Perspektiven aufzeigen, um seinem Ziel näher zu kommen. Es sind Jungendspieler in Sicht, die es gilt in naher Zukunft an das Niveau des Erwachsenenfußballs heranzuführen. Die Freude über jeden, der im Seniorenbereich ankommt und sich sportlich etablieren kann, ist erfahrungsgemäß immer groß für einen Verein wie den VfB. Doch klar ist auch, dass der VfB dieses aktuelle sportliche Niveau, ohne Unterstützung von sogenannten „auswärtigen Spielern“, wohl auf Dauer nicht erhalten kann. Ich möchte als Trainer gewillten, einheimischen Spielern Möglichkeiten und Perspektiven aufzeigen, muss aber auch immer klar Leistung bewerten und nach Leistung bestmöglich aufstellen. Beeindruckend bleibt für mich, dass Spieler aus dem eigenen Stall, wie zum Beispiel Tim Lingenfelder und Sebastian Sachs trotz beträchtlicher Entfernung zum Wohnort, ihrem Fußballclub die Treue halten.

Gerald: "Wichtig wird es sicherlich in der Zukunft die Talente aus der Jugendabteilung frühestmöglich mit einzubinden. Wie stehst du dazu und wie sehen hier deine Pläne aus. In der aktuellen A-Jugend stehen mit den 17-jährigen Leon Bien, Julius Birkler, Finn Kyselka, Noah Pfahls, Johannes und Aaron Röder gleich 6 Spieler vor dem baldigen Sprung in den Seniorenbereich.“

Jochen: „Dieses Thema hat neben dem alltäglich Bestreben, die bestehende Mannschaft weiter zu entwickeln und nötige Ergebnisse zu erzielen, eine hohe Priorität. Die Namen der Spieler sind mir alle bekannt. Wir haben intern einen klaren Fahrplan abgesprochen. Spieler, die im Juniorenbereich oder auch im B-Team positiv mit Leistung und vorbildlichem sportlichem Verhalten auf sich aufmerksam machen, erhalten die Möglichkeit, immer wieder beim A- oder B-Team mit zu trainieren. Wir möchten sie so Schritt für Schritt weiter voran bringen. Für einen solchen Prozess ist Kontinuität und Geduld erforderlich.“

Gerald: "Wirst du dich hierzu auch intensiver mit der Jugendabteilung, sprich Jugendleiter Marco Bien und A-Jugendtrainer Roland Sachs abstimmen- um auch für die Zukunft hier vielleicht einen Plan zu erarbeiten?“

Jochen: „Wir haben zunächst die Vorgehensweise festgelegt, dass die Informationen bei Manuel Sachs zusammen laufen, er mit kurzen Wegen für mich das Bindeglied zur Jugendabteilung ist. Dies wurde bereits von Manuel Sachs mit Marco Bien und Roland Sachs abgestimmt. Dadurch wird es möglich sein, aufgrund der aktuellen Situation auch sehr kurzfristig den Trainingskader des A-Teams mit den entsprechenden Spielern zu ergänzen. Grundvoraussetzung dafür ist die Bereitschaft und der Wille der Spieler, sich im Training des A-Teams zu engagieren. Es soll eine Wertschätzung für die Spieler sein, egal ob Jugendspieler oder Spieler des B-Teams.“

Gerald: „Danke für diese Eindrücke rund um die Zukunft der Jungs. Was stellst du dir die nächsten Jahre vor als sportliche „Hausaufgabe“ für den VfB Oberndorf und in welchen Klassen siehst du unsere beiden Seniorenteams zukünftig?“

Jochen: „Dem Verein wird es gut tun, das B-Team um Jonas Birkler und Julian Walz weiter zu stabilisieren und voran zu bringen. Hier sollte Wert auf ein sportlich solides Niveau gelegt werden, damit junge Spieler, die nicht sofort den Sprung in die Gruppenliga-Mannschaft schaffen, sich weiter attraktiv und ambitioniert im B-Team entwickeln können und es mit dieser Mannschaft sportlich voran geht. Ziel muss es sein, auch immer wieder den ein oder anderen einheimischen Spieler im Gruppenliga-Team ankommen zu lassen. Personell steht der Verein vor einer Phase des langsamen Umbruchs, da die verdienten Spieler der Goldenen Generation (1989er / 1990er Jahrgänge) früher oder später kürzer treten. Eine Prognose ist daher schwierig, man muss sehen, wie sich dieser Weg entwickeln wird. Sportlich ist die Gruppenliga für den VFB Oberndorf immer eine sehr gute Liga. Ziel ist es weiterhin erfolgreich in dieser Liga zu spielen. Man muss immer auf der Hut sein und benötigt eine gute Saison, damit in die andere Richtung des Klassements nichts anbrennt. Es ist immer etwas besonderes, wenn man tabellarisch nach oben seine Grenzen verschieben und oben an der Tabelle kratzen kann. Das ist in dieser Liga sehr herausfordernd, sind doch im Süden immer zwei bis drei Teams am Start, die sehr hohe Ambitionen haben und dafür materiell auch sehr viel investieren. Trotzdem werden wir, auch unter der Berücksichtigung der Perspektivziele des Vereins, immer den größtmöglichen Erfolg anstreben.

Gerald: „Hattest du bereits mit den B-Team-Trainern Jonas Birkler und Julian Walz Kontakt? Wie stellst du dir die Zusammenarbeit und die Einbindung der beiden in deiner Arbeit vor?“

Jochen: „Es fand bereits ein sehr fruchtbares Gespräch mit beiden statt. Beide Teams werden sich, gemäß den aktuellen Möglichkeiten, gegenseitig unterstützen. Ähnlich wie bei der Absprache zum Einbinden und Heranführen der Jugendspieler, ist auch hier Manuel Sachs das Bindeglied, um Trainingsgruppen zu ergänzen oder Übergänge zu vereinfachen. Natürlich findet darüber hinaus ein persönlicher wöchentlicher Austausch statt, um z. B. die Kader für die Spiele abzustimmen."

Gerald: "Danke für diese Ausblicke. Weiter geht’s dann im 3. Teil mit Privatem zu deiner Person."